Körper und Geist

Körperlichkeit ist der materielle Aspekt unseres irdischen Daseins. Für unser Leben ist es wesentlich, die körperlichen und auf Materie bezogenen Gesetzmässigkeiten zu kennen und zu erlernen. Für das Menschsein ist jedoch noch das Wesensmerkmal des Geistes — der immaterielle Aspekt — von Bedeutung.

Der Versuch das Geistige zu erfassen misslingt, wenn man auf den Spuren des Denkens und des rein Köperlichen behaftet bleibt. Gleichzeitig lässt sich das Geistige für uns nur mittels unserer lebenden Körperlichkeit und wahrnehmenden Phänomenen erfahren. Durch das Geistige bringen wir Kreativität und Bewusstsein ins Leben. Mit dem Körperlichen können wir dies erfahren und ausdrücken. In allen Kulturen und zu allen Epochen haben sich Menschen mit dem Geistigen auseinandergesetzt und versucht, durch ritualisierende Handlungen das Geistige ins Körperliche zu bringen. Unterschiedliche Religionen und Gottesvorstellungen zeugen davon. Indianer sprachen vom "Grossen Geist" und dem Geist der Ahnen, Schamanen von der geistigen Welt, Christen vom allmächtigen Gott, Buddhisten von Buddhas und Sufis von Allah. Alle bezeichneten damit die immaterielle Existenz eines über das rein körperlich hinausgehenden Phänomens. Menschen mit speziellen Begabungen für Wahrnehmungen von veränderten Bewusstseinszuständen oder aussergewöhnlichen Lebenssituationen (z.B. Nah-Tod-Erfahrungen) berichten von einer immateriellen Welt und Lichterfahrungen. Die transpersonale Psychologie kümmert sich um diese phänomenalen Aspekte und deren Einfluss auf unser Leben im ganzheitlichen Sinne. Der geisteswissenschaftlichen Forschung liegt die Erkenntnis und Erfahrung zugrunde, dass der wahre Mensch ein unsterbliches geistig-seelisches Wesen ist, das nur vorübergehend einen Körper trägt zum Zwecke einer "individuellen Bewusstseins-Evolution", die nur auf der Erde möglich ist.

Die wesentliche Aufgabe des suchenden, um Erkenntnis ringenden Menschen ist es, in seiner Seele das Göttliche (höhere Geistige) zu erleben. Wenn der Mensch das Göttliche in sich erkennt, lebt er im Strahl göttlichen Einflusses und in dessen Willen ("Dein Wille geschehe ...") und kann in bedingungsloser Liebe schöpferische Werke vollbringen. Aufrichtige Demut und tiefes Mitgefühl öffnen diesen Weg.
Ist unser Bewusstsein für die immaterielle Welt geöffnet, besteht für uns eine weitere wesentliche Lebensaufgabe. Wir sind gefordert, neben den körperlichen und materiellen auch den seelischen und geistigen Erfordernissen gerecht zu werden (siehe "ganzheitliche Pflege"). Mittels Achtsamkeit, Klarheit, Mitgefühl und Güte, können wir lernen, geistige Werte in der materiellen Welt anzuwenden. Dieser Prozess entspricht angewandter und gelebter Spiritualität.

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